Prof. Dr. Gyburg Uhlmann

Founding Chair

Department Liberal Arts and Sciences

 

 

 

Professorin für Klassische Philologie Gräzistik mit den Schwerpunkten Antike Philosophie, Rhetorik, Bildungs- und Wissenschaftsgeschichte, Gründungschair des Department Liberal Arts and Sciences an der Technischen Universität Nürnberg.

 

Curriculum Vitae

Angaben zur Person

Jahrgang                     1975

Nationalität               deutsch

Familienstand          verheiratet, 5 Kinder (geb. 2009, 2011, 2012, 2015, 2019)

 

E-mail (berufl.)        gyburg.uhlmann@utn.de

Webseite                  Department Liberal Arts and Sciences

 

 

Forschungsschwerpunkte

  • Antike Philosophie, insbesondere Platon, Aristoteles, spätantiker Aristotelismus, Neuplatonismus
  • Antike Wissens- und Wissenschaftsgeschichte (Mathematiktheorie und mathematische Bildung, antike Kommentarliteratur, Wissens- und Bildungsdiskurse im 4. Jh. v. Chr.)
  • Theorie und Praxis von Produktion und Transfer von Wissen in der griechischen Antike (mit einem Schwerpunkt auf Metaphysik, Dialektik, Rhetorik, Poetik, Biologie, Logik)
  • Artes liberales und Bildungsgeschichte Rhetorik in Geschichte und Theorie
  • Griechische Dichtung von Homer bis in den Hellenismus
  • Antike Literaturtheorie und Rhetoriktheorie in komparatistischer Perspektive Byzantinische Aristoteles-Handschriften und die spätantike Aristoteles-Kommentierung
  • Digital Humanities: Erforschung der griechischen handschriftlichen Überlieferung der Schriften des Aristoteles und literaturwissenschaftlich-komparatische Forschungen (im Rahmen des EXC 2020 „Temporal Communities“)

 

Wissenschaftlicher Werdegang

Seit 2023 Gründungs-Chair des Departments Liberal Arts and Sciences sowie Professorin für Klassische Philologie, Gräzistik an der Technischen Universität Nürnberg (UTN)
2020 Bewilligung der dritten Förderphase des SFB 980 „Episteme in Bewegung“, Wiederwahl zur Sprecherin
2020 Ruf (primo loco) auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie, insbesondere Gräzistik (W3) an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel (abgelehnt)
seit 2019 Zwölfjähriges DFG-Forschungsvorhaben „Das exklusive Scholiencorpus zu Aristoteles im Codex Parisinus gr. 1853: erste kritische Gesamtausgabe“
Ziel des Projekts ist die Edition der Scholien des Codex Parisinus gr. 1853, die die Untersuchung, Bewertung, Edition und philologische Erschließung eines Corpus von Scholien-Texten umfasst. Die Ergebnisse einer solchen Edition stellen sowohl für die Editionswissenschaft als auch für die kulturwissenschaftliche und wissens-geschichtliche Analyse der byzantinischen Überlieferungs- und Lesekontexte eine unverzichtbare Basis für weitere Forschungen zur Geschichte der unterschiedli- chen Zugriffe auf Aristoteles dar.
2019-2021 Initiatorin der Forschungsverbundinitiative „Zusammenhalt fördern in der Institution Schule: Rhetorik und Medien als Instrumente der Demokratiebildung“ (gefördert von der Berlin University Alliance)
Die Verbundinitiative erprobt neue Formen der Zusammenarbeit zwischen der Klassischen Philologie und der Politik- und Kommunikationswissenschaft auf dem Feld der Politikdidaktik an unterschiedlichen Schultypen. Das Ziel sind sowohl analytische Zugriffe auf die Rolle von Rhetorik und Medien in der Demokratie-bildung als auch die Entwicklung von Lehrprojekten und deren Evaluierung. (Pandemiebedingt musste die Initiative die Planungen vorerst unterbrechen wegen fehlender Freigaben vom Schulamt)
2019-2023 PI und Ko-Leiterin der Research Area 5 des Exzellenzclusters 2020
„Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective“
Der Cluster erweitert das Forschungsfeld Literatur in globaler Vernetzung durch eine zeitliche Komponente und betrachtet, wie Vernetzungen in und zwischen Literatur/en über die Kategorie der Zeit erfolgen. Er ist komparatistisch ausgerichtet und versteht Literatur primär als soziale und performative Praxis. Die RA 5 entwickelt ein „Living Handbook“ der globalen Literaturwissenschaft und will geistes- und computerwissenschaftliche Zugriffe auf digitale Modelle in der Literaturwissenschaft miteinander in Beziehung setzen und reflektieren.
2018-2022 Mitglied der PRIMA Evaluationskommission Geistes- und Sozialwissenschaften des SNSF
2016-2023 Mitglied des Dahlem Humanities Center
Das Dahlem Humanities Center (DHC) an der Freien Universität Berlin bündelt geisteswissenschaftliche Forschungen und bietet ein Forum für interdisziplinäre Forschung und Forschungsinitiativen. Seit der Neustrukturierung des DHC werden Kolleginnen und Kollegen der FUB zur formalen Mitgliedschaft eingeladen.
2016-2024 Ko-Teilprojektleiterin des Informationsinfrastrukturprojekts
„Bücher auf Reisen. Informationstechnologische Erschließung von Wissensbewegungen in vormodernen Kulturen“
Das in den Digital Humanities verortete Projekt verbindet in der Zusammenarbeit mit der Informatik und Computerlinguistik des Karlsruher Institute for Technology und der Universität Darmstadt und Dariah.de geisteswissenschaftliche mit informatischen Fragestellungen. Es entwickelt informatische Verfahren zur Datenerschließung für die digitale Untersuchung und Visualisierung von Wissensbewegungen in langfristig tradierten vormodernen Wissensbeständen. Methodisch werden in der multidisziplinären und multiinstitutionellen Zusammen-arbeit Chancen und Grenzen quantitativer Verfahren in der Handschriftenanalyse und wissensgeschichtlichen Kontextualisierung von einzelnen Textzeugen ausgelotet.
seit 2015 Mitglied des Vorstands des CeMoG (Centrum Modernes Griechenland)
2014-2023 Direktorin des Aristotelismus-Zentrums Berlin
Das Aristotelismus-Zentrum Berlin ist eine Einrichtung am Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin, die Forschungen zu Aristoteles und verschiedenen Aristotelismen von der Antike bis in die Frühe Neuzeit und darüber hinaus bündelt und die Verflechtung zwischen wissensgeschichtlichen, kulturwissenschaftlichen mit philosophiehistorischen und editionsphilologischen Methoden aufzeigt und fördert. Das Herzstück des Aristotelismus-Zentrums ist das 1965 von Paul Moraux gegründete Aristoteles-Archiv, das Mikrofilme und Digitalisate von allen bekannten Aristoteles-Handschriften beherbergt und eine international bedeutsame Forschungs-einrichtung ist, die jedes Jahr von vielen Aristoteles-Forscherinnen und -Forschern besucht wird.
2012-2023 Sprecherin des SFB 980 „Episteme in Bewegung. Wissenstransfer von der Alten Welt bis in die Frühe Neuzeit“
Der SFB „Episteme in Bewegung“, bei dessen Konzeption und erfolgreicher Beantragung ich federführend war, untersucht Formen des Wissenswandels in vormodernen europäischen und nicht-europäischen Kulturen. Dabei werden traditionelle Vorstellungen zu Statik und Dynamik von Wissen vor der Moderne einer kritischen Revision unterzogen. Der SFB betreibt an den einzelnen geschichtlichen Situationen interessierte historische Forschung und leistet einen systematischen Beitrag zur Analyse und Beschreibung einer Pluralität von Formen des Wissenswandels, deren Instrumente und Methoden auch für die Moderne-
und Gegenwartsforschung Anwendung finden können.
2012-2024 Teilprojektleiterin des TP A 04 „Prozesse der Traditionsbildung in der de interpretatione- Kommentierung der Spätantike“
Das Projekt untersucht an einem Beispieltext die Argumentationsstrategien der spätantiken Aristoteles-Kommentare und ihre bildungsgeschichtlichen Kontexte
in den Philosophenschulen in Athen und Alexandria. Dabei werden die Prozesse, wie Traditionen ausgehandelt werden, in der wirkmächtigen Tradition des antiken Aristotelismus analysiert und sichtbar gemacht.
seit 2009 Korrespondierendes Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt am Main
2007-2009 Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin
2007-2012 Mitglied des Exzellenzrats der Freien Universität Berlin
seit 2008 Gutachterin bei der DFG, der VW-Stiftung, der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Fritz-Thyssen-Stiftung sowie weiteren anderen Stiftungen
2008-2023 Kooptiertes Mitglied des Instituts für Philosophie
2007-2019 Mitglied des Exzellenzclusters „Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations“
2007-2023 Mitglied der Friedrich-Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien
2007-2023 Professorin für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Gräzistik an der Freien Universität Berlin
2007 Ruf (primo loco) auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie mit dem Schwerpunkt Gräzistik (W3) an der Freien Universität Berlin (angenommen)
2006 (Nov.) Ruf (primo loco) auf den Lehrstuhl für Klassische Philologie: Griechische Literaturwissenschaft (W3) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (abgelehnt)
2004-2007 Lehrstuhlvertretungen (in Klassischer Gräzistik und Latinistik) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Philipps-Universität Marburg
2004-2007 Hochschuldozentin an der Philipps-Universität Marburg
2003-2004 Forschungsaufenthalt am Department of the Classics in Harvard (Cambridge, MA)
Den durch ein Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung finanzierten Aufenthalt als Gastwissenschaftlerin an der Harvard University nutzte ich für Studien in den Bereichen Dialogtheorie und Dialogforschung sowie Erzähl-forschung und Medienforschung (Oralität und Erzähltechniken in frühgriechischer Zeit) – wissenshistorisch bedeutsam ist die methodische Verknüpfung von Mündlichkeitsforschung und Erzählanalyse, die ich seit einiger Zeit auch für die Erforschung der Schriften des Aristoteles einsetze. In Harvard knüpfte ich auch Kontakte zum Center for Hellenic Studies in Washington.
2003 (Jan.) Habilitation (Habilitationsschrift mit dem Titel „Der antike Platonunterricht. Die Dialoge des ersten Curriculums“): Erteilung der Venia legendi in Klassischer Philologie und Ernennung zur Privatdozentin
Die Habilitation befasst sich mit einer wichtigen bildungs- und wissens-geschichtlichen Station: den Lehrcurricula der spätantiken Philosophenschulen und ihren philosophischen Konzepten und bereitet dazu die Kommentartradition der neuplatonischen Platonkommentare auf. In diesen Kommentaren wird das ganze Spektrum antiker Wissenschaft und Philosophie – von Ethik über Logik und Physik bis hin zu Metaphysik und Theologie – entfaltet.
2002-2003 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Klassische Philologie an der Philipps-Universität Marburg
2001 Promotionsprüfung mit einer Arbeit mit dem Titel „Mathematik und Philosophie im Platonismus – zur kritischen Begründung der erkenntnistheoretischen Prinzipien des platonischen Wissenschaftskonzepts“ (mit dem Prädikat: „summa cum laude“)
Die Arbeit analysiert das Mathematikkonzept bei Platon und im antiken Platonis-mus, das die Grundlage der Tradition der Artes liberales ist. Deren Textfundament ist die Arithmetik- Einführung des Pythagoreers Nikomachos von Gerasa, der über die Übersetzung durch Boethius zum Lehrmeister der Elementarbildung des Mittelalters wurde.
1999 Prüfung zum Magister Artium (Note: 1,0)
Mit einer Arbeit zur Kategorienlehre im Platonischen Sophistes und in Aristoteles’ Kategorienschrift.
1994-1998 Studium der Klassischen Philologie und Archäologie an der Philipps-Universität Marburg und an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
1994 Allgemeine Hochschulreife (Notendurchschnitt: 1,0)

 

Preise und Stipendien

2006 Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft
2004 William Calder III-Fellowship
2003-2004 Feodor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung
2001 Wissenschaftspreis der Albert-Osswald-Stiftung
1999-2001 Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes
1995-1999 Grundförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes

 

Research Profile

Gyburg Uhlmann has published on a wide range of topics in the history of ancient philosophy, ancient rhetoric, the history of knowledge, and of ancient Greek literature, including reflections on literary history and theory. Her publications include studies on Aristotle’s works and different Aristotelian argumentation strategies and didactic methods; Plato’s dialogues; on Platonic theory of recognition and method; on the hermeneutics of the dialogue; on late antique commentators on Aristotle and Plato; on the history of higher education and its institutions; on different concepts of rhetoric in antiquity and beyond.


In the field of literary studies her research focuses on Homeric epics and their narrative techniques; on classical Greek tragedy; on Aristotle’s Poetics and on the concepts of literary history, that were built and used by Alexandrian authors, and their contexts in respect to developments in the history of knowledge in the period of hellenism.


In her latest book „Rhetoric and Truth. A Precarious Relationship from Sokrates until Trump” (published in 2019) she brings antique rhetoric theory into current discussions on populist speeches, political communication and Fake News presenting a new approach to important stages in the history of rhetoric in antiquity while offering a perspective on the history of rhetoric in modern times.


Gyburg Uhlmann has developed a new perspective on the writings of Aristotle describing how addressee-oriented they work and which impact the audience and readership had on the genesis and correction of the texts which originated from his lessons (e.g. the article „Aristotle’s Arguments and His Audiences in Metaphysics Z 4 – Preliminary Studies on Audience-Driven Dynamics in Aristotle“, in: Working Paper des SFB Episteme in Bewegung, Working Paper No. 9/2017, 1-46).


With regard to the 4th century BC, the different educational institutions are at the centre of her interest.
1. the reasons, processes, practices and effects of the differences between the concept of education and philosophy advocated by Plato and philosophical concepts represented by Plato and those of other schools, in particular the school of Isocrates and its legacy from the sophistic educational movement of the 5th century. She is interested in 2. what Plato and other and other actors of the 4th century understood by rhetoric and how they invented and taught rhetoric as a technique (view i.e. The Economies of Philosophy in 4th Century B. C. Greece, in:Wissensoikonomien.
Ordnung und Transgression vormoderner Kulturen, hg. von GU gemeinsam mit Nora
Schmidt, Nikolas Pissis, Harrassowitz Verlag:Wiesbaden 2021, 71-97)


Her current book-project „Homologia. consensus-oriented practices in ancient Greece“ suggests a new paradigm for the ancient Greek intelllectual history. The Swiss art historian and classical scholar Jacob Burckhardt introduced the thesis of agonal thought and action among the Greeks as a universal principle of Greek cultural history, which is still being discussed today and has been widely accepted far beyond the realm of specialised research. The idea of competition, the pursuit of victory and prestige through success in competition, is said to have been the primary moving force of Greek culture. In her book project, she argues against this theory of the agonal in favour of drawing attention to widespread strategies of consensus-building in ancient Greek texts. Not (only) the defeat of the opponent, but the winning over of the opponent and the achievement of consensus: of common opinions, jointly gained insights and convictions that underpin coexistence in the community are, she argues, characteristic and formative for ancient Greek culture and the historical change it has undergone.


Her projects in the CRC 980 “Episteme in motion” focus on late antique commentators on Aristotle’s de interpretatione including their relationship to all other parts of the logical organon. Main objectives of the project are the argumentative and didactic strategies of the commentators and the dynamics of the practices which – starting from the institution of Plato’s Academy and the Peripatos – built a long term tradition. Other main research perspectives are the role of institutions (taken in its widest sense as a framework for communication processes that enables movement through continuity and stability) and the broader cultural context, the entanglement which needs to be analyzed for further insights into higher education in late antiquity. She is also involved in the digital analysis of digitized Byzantine manuscripts of Aristotelian treatises (INF-Project „Traveling Books“ („Bücher auf Reisen“)), where she examines the travelling of manuscripts and the movements inside manuscripts which have their own dynamic history of writing, rewriting, the addition of scholia and glosses, and other practices of reading and writing across decades and centuries.


Both projects contribute to the Collaborative Research Center „Episteme in Motion“, which conducts and stimulates research in premodern history of knowledge.


Her Twelve-year DFG research project „The exclusive corpus of scholia on Aristotle in the
Codex Parisinus gr. 1853: first critical complete edition“
aims at the edition of the scholia of the Codex Parisinus gr. 1853, which includes the examination,
evaluation, edition and philological indexing of a corpus of scholia texts.
The results of such an edition represent an important contribution to both edition studies and the
cultural studies and history of knowledge analyses of the Byzantine transmission and reading contexts.
and reading contexts for further research into the history of the various approaches to Aristotle.
approaches to Aristotle.