Ein Blick über den Bauzaun
Eine Brachfläche wird zum Campus der Zukunft
Das Baugebiet für den neuen Campus liegt an der Brunecker Straße im Nürnberger Süden. Auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs steht der Universität eine Fläche von etwa 37 Hektar zur Verfügung, das entspricht rund 84 Fußballfeldern. Das Gelände schließt direkt an das benachbarte Wohngebiet Lichtenreuth an, das sich ebenfalls im Aufbau befindet. Somit wird die Technische Universität Nürnberg eine Campusuniversität in direkter urbaner Umgebung sein. Im Endausbau soll der Campus Platz für 6.000 Studierende, 250 Professorinnen und Professoren sowie 2.000 Mitarbeitende bieten.
Bei der Struktur- und Rahmenplanung waren Themen wie Mobilität, Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, Energie, Natur- und Artenschutz sowie stadträumliche Aspekte entscheidend. Der einstimmig ausgewählte Entwurf vom Planungsteam Ferdinand Heide Architekten/TOPOS überzeugte die Kommission mit seinem prägnanten, einfachen Bild. In der Struktur gruppieren sich die Baufelder der Departments um eine grüne Mitte – eine parkähnliche Fläche als zukünftiger Treffpunkt für Studierende, Lehrende und die Öffentlichkeit. Zudem sollen auf dem Gelände unter anderem Gebäude für die Verwaltung, Logistik sowie Wohnungen für Studierende entstehen.
Lageplan Stadt Nürnberg
Wie groß ist der Campus?
Startschuss für die Bauarbeiten
Insgesamt ist der Aufbau des Campus in vier Bauphasen untergliedert. Der feierliche erste Spatenstich fand im August 2021 statt. Nach der Fertigstellung der Erschließungsstraßen konnte mit dem Bau des ersten Gebäudes – Cube One – im Süden des Areals begonnen werden. Hier sollen bis Ende 2024 unter anderem das Präsidium und Teile der Verwaltung einziehen. Der restliche Campus wird von Nord nach Süd erschlossen, beginnend mit verschiedenen Gründungsgebäuden, einem Parkhaus sowie einem Energie- und Logistikzentrum. Für eine direkte Anbindung an den ÖPNV entstehen auf dem Gelände zwei Straßenbahnhaltestellen. Die erste Bauphase soll bis Ende 2029 abgeschlossen werden.
Rahmenplanung
Verkehrs- und Erschließungskonzept
Unsere Vision
Ein grüne Oase in urbaner Umgebung
Die Planungen für den Campus erfolgen in enger Abstimmung mit Umwelt- und Naturschutzbehörden. Um Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, versuchen wir unter anderem, alte Bäume zu erhalten und Sandmagerrasenflächen anzulegen. Mit Nisthilfen für Vögel und Insekten und tierfreundlichen Habitaten ergreifen wir zusätzliche Maßnahmen, um die Flora und Fauna zu schützen.
Außerdem soll auf dem Campus der natürliche Wasserkreislauf erhalten werden, der durch Niederschlag, Versickerung und Verdunstung entsteht. Anfallendes Regenwasser wird zum Teil in unterirdischen Tanks aufgefangen und genutzt, um die Grünflächen im Sommer zu bewässern. Das übrige Niederschlagswasser wird nicht in die Kanalisation eingeleitet, sondern versickert auf dem Grundstück. Das erhöht den Grundwasserspiegel, verbessert das Pflanzenwachstum, schont Kanalisation und Kläranlagen, verringert die Hochwassergefahr und sorgt für eine natürliche Klimaregulierung auf dem Areal.
Nachhaltig, Energieeffizient und Intelligent
Der Campus der UTN ist mit einer nachhaltigen Gebäudekonzeption und einem effektiven Energiemanagement auf CO2-Neutralität ausgelegt. Zudem werden als Baustoffe vorrangig ökologische Materialien verwendet. Wo es möglich ist, nutzen wir regionale Produkte, um lange Transportwege zu vermeiden. Cube One ist beispielsweise als innovativer Holzhybridbau konzipiert. Der Kern des Gebäudes mit Nebenräumen, Treppenräumen und Aufzug besteht aus recyceltem Beton. Vorbewitterte Fichte bildet die Fassade.
Um eine größtmögliche Energieautarkie zu erreichen, werden auf allen Gebäuden Photovoltaik-Anlagen installiert. Mit dem erzeugten Strom können reversibel nutzbare Wärmepumpen betrieben werden, die unsere Gebäude je nach Jahreszeit mit Wärme oder Kälte versorgen. Ergänzt wird das System durch große Zwischenspeicher. Diese sind jeweils etwa 32 Meter hoch und 30 Meter breit und umfassen rund 25.000 Kubikmeter Wasser. Das entspricht 10 olympischen Schwimmbecken oder 125.000 Badewannen. Die Behälter sind von außen gedämmt. Aufgrund der geringen Verluste lässt sich die erzeugte Wärme im Sommer speichern und über den Winter nutzen.
Alle Gebäude werden einen geringen Energiebedarf aufweisen und den Passivhausstandard erfüllen. Weitere Einsparungen erzielen wir durch ein intelligentes Energiemanagementsystem. Dafür wird die gesamte Gebäudetechnik auf dem Campus miteinander vernetzt. Um vorrausschauend zu heizen und Energie zu sparen, betreiben wir die Heizungs- und Kälteanlagen mithilfe der Wettervorhersagen des Deutschen Wetterdiensts.
Erstes Gebäude auf dem Campus – Cube One
Wie groß ist die Photovoltaikanlage?
Unsere Gebäude werden grün
Um das Stadtklima zu verbessern und Umwelteinflüsse zu reduzieren, versehen wir unsere Gebäude mit Dach- und Fassadenbegrünungen. Cube One hat beispielsweise Rankgerüste an zwei Seiten und ist mit einer begrünten Dachfläche ausgestattet. Der natürliche Sonnenschutz sorgt im Sommer für eine höhere Lebensqualität in den Räumen. Daneben wirkt die Verdunstungskälte der Pflanzen wie eine biologische Klimaanlage für die Umgebung und angrenzende Bebauungen.
Die Begrünung auf dem Dach sorgt zudem dafür, dass sich Technikelemente – wie beispielsweise Photovoltaikanlagen – nicht aufheizen und dadurch effizienter betrieben werden können. Dachbegrünungen können zudem bis zu 90 Prozent des Niederschlagswassers speichern. Und sie sind eine wichtige Ergänzung zu innerstädtischen Grünflächen: Sie erweitern den Lebensraum von Tieren in der Stadt und tragen damit zur Artenvielfalt bei. Zudem dienen die grünen Gebäudeflächen als natürliche Filter, die unter anderem Stickstoffoxid, Ozon und Feinstaub reduzieren.
Fassaden- und Dachbegrünungen
Städtebauliches Konzept der grünen Achse
Flächen sind flexibel nutzbar
Wir gestalten unsere Gebäude flexibel, um Nutzungsänderungen mit geringem Aufwand umsetzen zu können. Möglich macht das ein modulares Flächenkonzept für unterschiedliche Nutzungstypen und Szenarien, die sich der Entwicklung der Universität anpassen und mitwachsen. Anstelle klassischer Zellenbüros entsteht eine multifunktionale Arbeitswelt mit Open-Space-Flächen und Flexräumen, die eine innovative Arbeitsumgebung gewährleisten und den Teamzusammenhalt sowie die Kommunikation fördern.
Im Zentrum der Flexibilität stehen die Nutzenden des Campus. Für Lehrende, Mitarbeitende und Studierende soll es möglichst einfach sein, die Flächen an ihren jeweiligen Bedarf anzupassen. Das geschieht beispielsweise über teilbare Raumkonstellationen, multifunktionale und mobile Möbel sowie eine flächendeckende Bereitstellung benötigter Technik. Um allen Menschen den Zugang in unsere Räumlichkeiten zu ermöglichen, wird unser Campus komplett barrierefrei gestaltet.